Quality of service and dependability of cellular vehicular communication networks

verfasst von
Mark Akselrod
betreut von
Markus Fidler
Abstract

Die Verbesserung der Zuverlässigkeit von mobilen Netzwerk-basierten Anwendungen ist aus vielen Gründen eine komplizierte Aufgabe: Vor allem in Deutschland war die Entwicklung der Mobilfunkinfrastruktur nicht immer schnell genug, um mit der wachsenden Nachfrage Schritt zu halten. Es gibt immer noch viele Funklöchern, die für Kommunikationsausfälle verantwortlich sind. Aber auch an Orten, an denen Infrastruktur ausreichend vorhanden ist, stellt die Mobilität der Nutzer eine große Herausforderung für die Zuverlässigkeit der Anwendungen dar: Wenn sich der Nutzer bewegt, kann sich die Kapazität des Kanals stark verändern. Dies kann dazu führen, dass Anwendungen wie Videostreaming mit einstellbarer Bitrate die in der Vergangenheit erreichten Downloadraten nicht zur Vorhersage der zukünftigen Leistung nutzen können, da diese nur alte Informationen über die Datenraten an einem anderen Standort enthalten. In dieser Arbeit untersuchen wir die Nutzung von 4G LTE für zuverlässige Kommunikation in mobilen Fahrzeugszenarien. Zu diesem Zweck untersuchen wir zunächst die Leistung von LTE, insbesondere in mobilen Umgebungen, und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Wir vergleichen Messungen, die in einem zeitlichen Abstand von mehreren Jahren durchgeführt wurden, und untersuchen Leistungsunterschiede in städtischen und ländlichen Gebieten. Wir stellen fest, dass die kontinuierliche Weiterentwicklung des 4G-Standards zwar theoretisch eine bessere Leistung ermöglicht hat, dass sich dies aber aufgrund des langsamen Ausbaus der Infrastruktur, insbesondere entlang von Autobahnen, nicht immer in der Praxis bemerkbar gemacht hat. Wir untersuchen auch die Möglichkeit der Leistungsvorhersage in LTE-Netzen, ohne aktive Messungen durchführen zu müssen. Zu diesem Zweck untersuchen wir die Beziehung zwischen der gemessenen Signalqualität und den erreichbaren Datenraten und Latenzzeiten. Wir stellen fest, dass es zwar eine starke Korrelation zwischen einigen der Signalqualitätsindikatoren und den erreichbaren Datenraten gibt, die Beziehung zwischen ihnen aber stochastisch ist, d. h. eine höhere Signalqualität macht eine bessere Leistung zwar wahrscheinlicher, garantiert sie aber nicht. Wir verwenden dann unsere empirischen Messergebnisse als Grundlage für ein Modell, das die Signalqualitätsmessungen zur Vorhersage einer Durchsatzverteilung nutzt. Die sich daraus ergebende Schätzung des erzielbaren Durchsatzes kann dann in Anwendungen mit einstellbarer Bitrate wie Videostreaming verwendet werden, um deren Zuverlässigkeit zu verbessern. Mobile Netze stellen auch TCP Congestion Control Algorithmen vor eine neue Herausforderung: Normalerweise verwenden Sender TCP Congestion Control, um eine Überlastung des Netzes durch das Senden von zu vielen Paketen zu vermeiden, und um die Bandbreite des Netzes gerecht aufzuteilen. Dies kann eine schwierige Aufgabe sein, da es nicht bekannt ist, wie viele Sender sich im Netz befinden, und sich die Netzlast jederzeit ändern kann. In mobilen Fahrzeugnetzen ist TCP Congestion Control mit dem zusätzlichen Problem einer sich ständig ändernden Kapazität konfrontiert: Wenn die Benutzer ihren Standort wechseln, ändert sich auch die Qualität des Kanals, und die Kanalkapazität des Kanals kann drastisch sinken, selbst wenn der Unterschied zwischen den Standorten sehr gering ist. Darüber hinaus haben wir bei unseren Messungen festgestellt, dass Paketverluste nur selten auftreten (stattdessen werden Pakete verzögert und erneut übertragen), was bedeutet, dass verlustbasierte Algorithmen wie Reno oder CUBIC einen großen Nachteil haben können. In dieser Arbeit vergleichen wir mehrere gängige Congestion Control Algorithmen sowohl in stationären als auch in mobilen Szenarien. Wir stellen fest, dass viele verlustbasierte Algorithmen dazu neigen, einen Pufferüberlauf zu verursachen und somit die Latenzen übermäßig erhöhen, während viele latenzbasierte Algorithmen dazu neigen, die Kanalkapazität zu unterschätzen und somit zu niedrige Datenraten erzielen. Der Algorithmus, der bei unseren Messungen am besten abgeschnitten hat, war TCP BBR, da er in der Lage war, die volle Kapazität des Kanals auszunutzen, ohne den Pufferfüllstand übermäßig zu erhöhen. Ebenso hat TCP BBR schnell auf Kapazitätsänderungen reagiert, indem er seine Fenstergröße angepasst hat. Da TCP BBR jedoch in kabelgebundenen Netzen gegenüber anderen Algorithmen unfair sein kann, könnte seine Verwendung problematisch sein. Schließlich schlagen wir auch vor, wie unser Modell zur Vorhersage von Datenraten verwendet werden kann, um die Zuverlässigkeit des mobilen Videostreaming zu verbessern. Dazu entwickeln wir einen Algorithmus für Streaming mit adaptiver Bitrate, der garantiert, dass die Wahrscheinlichkeit des Anhaltens eines Videos eine bestimmte, vorher festgelegte Obergrenze nicht überschreitet. Damit der Algorithmus funktionieren kann, muss er die Verteilung des erreichbaren Durchsatzes kennen. Wir verwenden eine Simulation, um die Funktion dieses Algorithmus zu überprüfen. Hierzu verwenden wir eine Verteilung, die wir durch den zuvor vorgeschlagenen Algorithmus zur Vorhersage von Datenraten erhalten haben. In unserer Simulation begrenzte der Algorithmus die Wahrscheinlichkeit des Anhaltens von Videos wie beabsichtigt, allerdings um den Preis eines häufigen Wechsels der Videobitrate, was die Qualität der Benutzererfahrung beeinträchtigen kann. In zukünftigen Arbeiten wollen wir die Möglichkeit verschiedener Algorithmen untersuchen, die einen Kompromiss zwischen der Wahrscheinlichkeit des Anhaltens des Videos und der Häufigkeit der Bitratenwechsel bieten.

Organisationseinheit(en)
Fachgebiet Kommunikationsnetze
Typ
Dissertation
Anzahl der Seiten
99
Publikationsdatum
2023
Publikationsstatus
Veröffentlicht
Ziele für nachhaltige Entwicklung
SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinschaften
Elektronische Version(en)
https://doi.org/10.15488/13570 (Zugang: Offen)