Economic development and natural resource consumption in sub-Saharan Africa

verfasst von
Huon Morton
betreut von
Ulrike Grote
Abstract

Natürliche Ressourcen bilden die Lebensgrundlage vieler ländlicher Haushalte in Entwicklungsländern. Die Auswirkungen unklarer Eigentumsrechte, extremer Armut, nicht funktionierender Märkte und Institutionen trägt dazu bei, dass natürliche Ressourcen, mit samt den Gemeinschaften, die von ihnen abhängen, dem Risiko der Gemeingüter-Tragik ausgesetzt sind. Gemeinschaftliches Management natürlicher Ressourcen (CBNRM) ist ein Ansatz, der es Gemeinschaften ermöglicht, ihre natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen, und damit ökonomische Entwicklung und soziale Gleichheit verbessert. CBNRM erfreut sich immer größerer Beliebtheit in Afrika südlich der Sahara, und sowohl Regierungs- als auch Nichtregierungsorganisationen fördern die Vorteile des Programms. Die wenigen empirischen Studien, die sich mit den ökonomischen und ökologischen Auswirkungen CBNRMs beschäftigen, kommen allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen hinsichtlich positiver oder negativer Programmauswirkungen. Diese Arbeit verfolgt daher einen ganzheitlichen Ansatz. Mit Hilfe einer detaillierten Fallstudie in einem CBNRM Gebiet (das Sikunga Naturschutzgebiet) in der nordöstlichen Sambesi Region Namibias werden drei spezifische Forschungsziele verfolgt. Es geht konkret darum, (1) unterschiedliche Existenzstrategien innerhalb der Gemeinschaft zu identifizieren, die jeweiligen Unterschiede in der Ressourcennutzung zu erkennen, und zu analysieren, wie diese Unterschiede die ökonomische Gleichheit in der Gemeinschaft bedingen, (2) die ökonomischen Verbindungen zwischen den verschiedenen ökologischen und nicht-ökologischen Aktivitäten innerhalb der CBNRM-Wirtschaft zu untersuchen; und (3) zu analysieren, wie individuelle und ökologische Faktoren Kooperation zum Schutz der natürlichen Ressourcen schwächen. Die ersten beiden Zielstellungen wurden anhand einer Befragung von 200 Haushalten aus dem Sikunga Naturschutzgebiet untersucht, die im September und Oktober 2012 durchgeführt wurde. Der Datensatz umfasst detaillierte Informationen über Einkommensquellen, Zeitallokation, Konsum und Ausgaben, Nutzung natürlicher Ressourcen, Viehwirtschaft und Pflanzenproduktion. Außerdem wurden Informationen zu sozio-demographischen Haushaltseigenschaften und Sozialkapital gesammelt. Für die Analyse des Datensatzes wurden zwei aufeinander aufbauende empirische Strategien genutzt. Entsprechend der ersten Zielstellung, wurde eine zweistufige Clusteranalyse durchgeführt, die die Haushalte anhand ihrer jeweiligen Existenzstrategie in unikale Gruppen (Cluster) kategorisiert. Diese Haushaltscluster wurden dann benutzt, um eine ökologisch-erweiterte Social Accounting Matrix (ESAM) zu entwickeln. Diese ESAM diente als Grundlage zur Durchführung unbeschränkter und beschränkter Multiplikatoranalysen, um, entsprechend der zweiten Zielstellung, die Verbindungen zwischen ökologischen und nicht-ökologischen Aktivitäten innerhalb der Gemeinschaft zu identifizieren. Zur Bearbeitung der dritten Zielstellung wurde eine Serie von Lab-in-the-Field-Experimenten zur Eruierung des Kollektivgut-Verhaltens der Gemeinschaftsmitglieder im Sikunga Naturschutzgebiet im September und Oktober 2014 durchgeführt, wobei die Haushalte nur teilweise mit denen aus der vorangegangen Welle übereinstimmen. Die experimentellen Daten sind in Paneldatenform und erlauben daher die Anwendung von Generalized Least Squares Random Effects und Poisson Random Effects Modellen. Methodisch trägt diese Arbeit zum gegenwärtigen Forschungsstand in der Verhaltensökonomie in der Literatur zu öffentlichen Gütern auf verschiedene Weise bei. Erstens beinhaltet das Kollektivgut-Experiment tatsächliche Anstrengungen seitens der Teilnehmer, welche sowohl im Feld als auch im Labor durchgeführt werden können. Während tatsächliche Anstrengungen im Labor im Laufe der Zeit zum Standard geworden sind, steht die Umsetzung im Feld vor allerlei Herausforderungen. Zum Beispiel hängen diese Aufgaben von Fähigkeiten zu rechnen und zu lesen, oder von einfachen physischen Eigenschaften wie der Sehstärke, ab. Besonders in ländlichen Gebieten Afrikas südlich der Sahara sind diese Fähigkeiten unter dem Niveau der westlichen Welt. In dieser Arbeit wird eine tatsächliche Anstrengung so modelliert, dass diese Fallstricke überwunden werden können. Zweitens, ist dies die erste empirische Studie, die konsistent die Auswirkungen von Risiko in einem Kollektivgutexperiment untersucht, indem Risiko simultan auf das private und das öffentliche Gut angewandt wird. Durch den Vergleich des Teilnehmerverhaltens in einem risiko-neutralen und in einem risiko-behafteten Kontext in zwei aufeinanderfolgenden Experimenten, ist es möglich, den Effekt von Risikoaversion und Wahrscheinlichkeitsgewichtung zu kontrollieren und letztlich den Einfluss von Risiko auf Kooperationsverhalten zu identifizieren. Auf diese Weise trägt diese Arbeit eine neue Dimension zum, von Ostrom entwickelten, Teufelskreis der Kooperation bei. Drittens ermöglicht das Experiment die Quantifizierung des Risikoeffekts auf das Anstrengungslevel in einer kontrollierten Umgebung. Während viele Studien quasi-experimentelle Methoden anwendeten, erfolgt in dieser Arbeit die Quantifizierung des Risikoeffekts zum ersten Mal in einer kontrollierten Umgebung. Die Ergebnisse dieser Arbeit liefern neue Erkenntnisse in der Verhaltensökonomie zu Kollektivgütern und können zu einer Verbesserung der Programmgestaltung von CBNRMs beitragen. Erstens ist die Wirtschaftsstruktur in der Studienregion zugunsten der wohlhabenderen Haushalte ausgerichtet und zu denen, die näher an den Hauptinfrastrukturen leben, wie Straßen und Elektrizität. Mit Hilfe des Programms konnten Eigentumsrechte auf die Gemeinschaft übertragen werden, aber ohne Entwicklungsstrategien, die speziell die verletzlichen Haushalte in der Gemeinschaft unterstützen, konnte die Elite durch kommerziellen Abbau und Handel größere Renditen aus den natürlichen Ressourcen ziehen. Ärmere Haushalte sind dagegen weiterhin auf die natürlichen Ressourcen zur Deckung ihres Eigenbedarfs angewiesen. Zweitens, unter Berücksichtigung der biologischen Grenzen des Naturschutzgebietes, gibt es nur wenig ökonomische Integration zwischen den ökologischen und nicht-ökologischen Aktivitäten innerhalb der Dorfgemeinschaft. Im Gegensatz dazu, gibt es starke Verbindungen zwischen verschiedenen ökonomischen Aktivitäten mit erhöhter Nachfrage für eine bestimmte Ressource. Dies führt zu erhöhter Nachfrage für die meisten anderen Rohstoffe, anstatt zur Stimulation anderer Sektoren außerhalb des Rohstoffabbaus in der Dorfgemeinschaft. Daher dürfte es für die Gemeinschaft schwer sein, ihr Einkommen aus dem CBNRM-Programm zur Diversifizierung ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten zu nutzen und langfristig aus der Ressourcennutzung herauszukommen. Drittens identifiziert diese Arbeit potentielle verhaltensökonomische Faktoren, die die positiven Auswirkungen des CBNRMs beschränken könnten. Die Ergebnisse des Lab-in-the-Field-Experiments zeigen, dass Risiko Aufwands- und Kooperationsbereitschaft negativ beeinflusst. In einem risiko-neutralen Kontext waren Haushalte eher bereit, in öffentliche Güter zu investieren als in einem risiko-behafteten Kontext. Weiterhin wurde belegt, dass gemeinsame Strategien zur Verbesserung der Kooperation und Kommunikation in Gegenwart von Risiko nicht effektiv sind. Dies hebt eine potentielle Schwachstelle des CBNRM Programmdesigns hervor, wobei die Risiken des gemeinschaftlichen Vermögens und Unternehmen weder abgemildert noch versichert sind. Diese nicht versicherten Risiken könnten für Haushalte Anreiz sein, sich von der Gemeinschaft abzusetzen und in ihr eigenes Unternehmen zu investieren, zum Beispiel in die Umwandlung von gemeinschaftseigenen Lebensraum für Wildtiere in privates landwirtschaftliches Eigentum. Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Fallstudie, dass das CBNRM Programm wahrscheinlich nur begrenzt Vorteile für die Forschungsregion haben wird. In Hinsicht auf die Literatur deuten die Ergebnisse an, warum die ökonomischen Effekte von CBNRM bisher nicht eindeutig sind. Es wird empfohlen, verschiedene Methoden und empirische Strategien, die sowohl individuelle Haushalte als auch ihre Überlebensstrategien ins Zentrum stellen, in der Analyse zu berücksichtigen. Letztlich suggerieren die Ergebnisse des Experiments, dass die Gegenwart ungemilderter Risiken eine Bedrohung für Gemeinschaftsprojekte, die auf Kooperation bauen, darstellt. Akteure aus der Entwicklungspraxis könnten daher in Betracht ziehen, wie Gemeinschaften gegenüber Risiken, wie Niederschlagsveränderungen oder Konflikte zwischen Wildtieren und Menschen, versichert werden können.

Organisationseinheit(en)
Institut für Umweltökonomik und Welthandel
Typ
Dissertation
Anzahl der Seiten
147
Publikationsdatum
2018
Publikationsstatus
Veröffentlicht
Ziele für nachhaltige Entwicklung
SDG 8 – Anständige Arbeitsbedingungen und wirtschaftliches Wachstum, SDG 10 – Weniger Ungleichheiten
Elektronische Version(en)
https://doi.org/10.15488/3529 (Zugang: Offen)